Autor: Martin Wetscher

Meister Lisa

Hurra, da fliegen sie die Hobelspäne und mit ihnen zerstreut sich auch die große Last der Meisterprüfung. Es ist geschafft, unsere Lisa ist jetzt Tischlermeisterin. Mst.in – um genau zu sein. Was für ein charmanter Beweis, dass es sie noch gibt – junge Menschen mit der Hingabe zum Handwerk, mit dem Willen etwas zu leisten, um mehr zu können. Mit einem Ziel vor Augen. Mit Ausdauer, Ehrgeiz und unerschöpflicher Neugier. Und dann ist er da, der Erfolg. Als Abschluss, der für immer bleiben wird. Als Überblick und wohlig-stolzes Gefühl der Beherrschung von einfach allem hier. Wir gratulieren voller Stolz zur Meisterprüfung und zur ersten Wetscher-Tischlermeisterin in unserer 112-jährigen Handwerkstradition. Postskriptum: Lisa Huber aus Stumm im Zillertal ist seit ca. 10 Jahren in den Wetscher Werkstätten. Ihre Ausbildung zur Tischlereitechnikerin (das ist die klassischen Tischlerlehre mit einer einjährigen Zusatzqualifikation) hat sie mit Auszeichnung absolviert. Dieses Prädikat gelang ihr auch bei der letzten großen Abschlussprüfung zur Meisterin. Die Liebe zum Handwerk hat sie von ihrem Vater geerbt, mit dem sie schon als Kind an der Hobelbank mitarbeiten …

So will ich leben. 7 ultimative Wohntipps für 2024

Es ist Mitte Jänner und ich bin in Köln. Die imm Cologne findet zum ersten Mal seit vier Jahren wieder zu Beginn des Jahres statt. Über der Stadt hängen düstere Wolken, es ist eiskalt. In den Messehallen hingegen zeigen sich bunte Farben, glänzt strahlendes Licht. Manches ist neu, vieles altbekannt. Zu sehen sind Trendfarben, Trendformen, Lifestyletrends. Aber worauf es wirklich ankommt, ist überraschend simpel. Das größte Geheimnis guten Einrichtens ist eine einfache Tatsache: Es gibt keine Schablone. Keine Instantlösung, die in jede Raumgröße, jede Region und jede Architektur passt. Und schon gar nicht ein Patentrezept, das für jeden Typ Mensch funktioniert. Wirklich schön, wohnlich, einladend und lässig wird es nur, wenn Innenarchitektur die Persönlichkeit der Bewohner glaubwürdig einfängt und abbildet. Welche Wege führen also im Jahr 2024 zu authentischerem Wohnen? Wer macht es richtig und warum? Im Laufe des Lebens sieht man viele Wohnungen und Häuser von innen. Ganz früh sind es die Kinderzimmer der Schulfreunde und die Wohnzimmer deren Eltern. Schon da gab es große Unterschiede in Ambiente, Einrichtung, Geruch. Ich kann jetzt noch …

Das Chalet. Schön und reich und immer gleich.

Warum lassen sich so viele Liebhaber des Alpenraumes in Chalets nieder? Sind sie wirklich der Inbegriff von stilvoller Gemütlichkeit und was macht diese eigentlich aus? Schauen wir kurz zurück und dann weit hinauf in den Norden, auf eine Spurensuche nach der Gemütlichkeit eines wunderschönen, vorweihnachtlichen Winters. Junge englische Adelige, die als erste die Gipfel der Schweizer Berge erklommen haben, haben ihre Vorstellung vom elitären Wohnen mitgebracht – in die einfachen Gehöfte und Schutzhütten. Der Chalet-Stil ist also eher ein zufälliges Kind zwischen einer hölzernen Schweizer Kargheit und der herrschaftlichen Noblesse eines englischen Landsitzes. Zu uns nach Tirol kam dieser Stil erst vor einigen Jahrzehnten und wird noch heute verlangt und kultiviert von Menschen, die nicht das ganze Jahr in Tirol wohnen. Für einen kurzen Zeitraum müssen Schönheit und Schroffheit der Tiroler Landschaft von draußen ganz kompakt und oft zur Karikatur verzimmert auch im Innenraum stattfinden – ein ganzes Jahr auf wenige Wochen verdichtet. Nichts an Komfort oder erfahrenen Annehmlichkeiten aus den eigenen Häusern und Wohnungen großer, ferner Städte darf fehlen. Der alles verbindende „Zuckerguss“ sind …

Zu mir oder zu dir? Plädoyer für getrenntes Schlafen.

Die Kunst, überall und zu jeder Zeit gut und tief zu schlafen, verliert sich im Laufe des Lebens ebenso stetig, wie der Wunsch nach ungestörter Erholung steigt. Wer vor zehn Jahren den älteren Freund belächelt hat, der nur mit eigenem Kissen verreist, hat heute längst eigene Ticks rund um den Schlaf entwickelt. Gute Freunde, prickelnder Schaumwein, köstliches Essen: spätestens ab Mitte fünfzig das sichere Rezept für eine Nacht, die spät beginnt und früh endet. Was abends der schönste Genuss, wird in der zweiten Nachthälfte zum quälenden Geist – zum Schlafräuber, der den Bonvivant in seinem Designerbett dermaßen hin und her bewegt, dass der tief träumende Partner daneben ganz von selbst wach wird. Auch die Matratze hat schon bessere Zeiten gesehen, wolkenartiges Versinken fühlt sich wirklich anders an. Gerade jetzt, nach den Jahren der endlosen Baby-Nächte, nach den langen Nächten, als man im Halbschlaf auf das erfolgreiche Heimkommen der Teenager gewartet hatte, tauchen neue Schlafprobleme auf? Gerade jetzt, wo man sich selbst ausgedehntes, tiefes Durchschlafen wie nichts anderes vergönnen würde und der morgendliche Blick in den …

Zwischen Kissen & Träumen. Eine Sofageschichte.

Auch Möbel haben einen Charakter. Manche sind streng und fordernd, andere lässig und leger. Einige sind sogar furchtbar disziplinlos. Das Sofa Groundpiece des italienischen Herstellers Flexform ist so ein Möbel. Der etwas schlampige Mitbewohner, immer unrasiert und etwas verlebt, dem man ab und zu die Leviten lesen möchte. Der aber dennoch alles darf und als bester Freund unentbehrlich ist.  Es war nicht gerade Liebe auf den ersten Blick zwischen mir und Groundpiece, als ich vor rund zwanzig Jahren durchs Möbelhaus spazierte und völlig über dieses Sofa in senfbraunem Cordsamt erschrak. Was hatte den Einkäufer geritten, was hatte er da gekauft? Ausgelatscht in der Optik, sah das Sofa mit seinen zerdrückten Kissen wie etwas aus, das John Lennon auf den Sperrmüll gestellt hat. Ein aus der Zeit gefallenes Möbel, dessen Träume längst ausgeträumt sind.  Zeitlos schön Heute ist Groundpiece das beliebteste Sofa der Tiroler und nach wie vor prominent in unseren Ausstellungen platziert. Dieses so andere Sofa hat sich über all die Jahre bewährt, hat die Zeit formal überdauert. Es ist immer noch wahnsinnig modern, was …

Warum? Darum!

Die Leser des Magazins Falstaff Living wählten Wetscher zum beliebtesten Einrichtungshaus Österreichs. Wir freuen uns und stellen uns die Frage: warum haben wir diesen Preis bekommen?  Freitagabend. Das Wetscher Team hat sich an der Kundenbar versammelt. Ein völlig von selbst funktionierendes, wöchentliches Ritual. Der Druck der vergangenen Arbeitstage löst sich im Geklirre und Gelächter, in Bier und Prosecco und am alten Alessi-Aschenbecher auf. Heute ist es dennoch anders. Wir haben die Nachricht erhalten, von der Falstaff Living Community zum „most popular shop“ gekürt worden zu sein. Nicht unsere Kollegen in Wien, in Linz, in Graz haben den ersten Platz erreicht. Sondern wir, im Zillertal. Die Stimmung oszilliert zwischen „eh logisch, wer sonst“ und „unglaublich, wir hier zwischen den Bergen“. Alle sind stolz und der eilig beschaffte Champagner soll diesen noch unglaublichen Moment rahmen, ganz festhalten. Wir stoßen an und fragen uns, was Wetscher ausmacht. Warum sind wir anders als andere, werden als bemerkenswert wahrgenommen? Für die Antwortfindung muss man einige Fäden zusammenlaufen lassen.  Von Markenwerten und Emotionen Im Laufe der Jahre wurden unsere Philosophie und unsere …

Reise ins eigene Glück

Reisen haben etwas Magisches. Sie beflügeln die Seele, bieten Abenteuer, Entspannung und die Chance, Neues zu entdecken. Aber was ist, wenn Sie sich nicht weit von zu Hause entfernen müssen, um diese positiven Erfahrungen zu machen? Gong. Es ist neun Uhr.  Die Weltnachrichten laufen im Radio. Eine Meldung lässt mich die Ohren spitzen: Die Österreicher:innen wollen wieder reisen. Trotz Inflation und Krisen rundum – vier von fünf sehnen sich nach einem Tapetenwechsel. Hauptsache weg. Raus aus dem Alltag. Rein ins Vergnügen. Ich bin mit meinen Gedanken also nicht alleine. Ich weiß nur noch nicht, wohin. Dieser verregnete Sonntag kommt mir gerade recht. Mal ein bisschen Reise-Planen, ein wenig Fern-Träumen, etwas Veränderungs-Luft schnuppern … Ich setze mich ins Wohnzimmer. Lasse mich ins Sofa sinken, das über die Jahre zu weich geworden ist. Am Tisch liegt ein Magazin über ein fernes Land mit mächtigen Dünen, geheimnisvollen Suks und unbekannten Düften. Ich blättere und finde: Eine Studienreise wäre nicht schlecht.  Vielleicht aber auch ein bisschen anstrengend. Ich stehe auf und bleibe beim Schrankraum stehen. Ich erinnere mich, wo …

Mensch Walter!

Tischler, Maschinist, Spezialist und jetzt Pensionist. Wobei „wohlverdient“ in Deinem Fall eine Untertreibung darstellt. 46 Dienstjahre, knapp 40 davon bei Wetscher – unterbrechungsfrei, also ohne einen Tag Krankenstand. Wir werden Dich vermissen. Dein universelles Können, Deine Fähigkeit aus Deiner Fräse – diesem Ungetüm aus Stahl und Schärfe – alles herauszuholen, was ein Stück Holz gerade noch verträgt. Wir werden alle aber auch Deine Unaufgeregtheit vermissen, Veränderungen zuerst mit respektvollem Abstand zu beobachten, genau zu prüfen, um erst dann in eigener Überzeugung und mit sagenhafter Verlässlichkeit voranzugehen. Wir wünschen Dir alle von Herzen eine neue, tolle Zeit. Zeit für Deine zweite Leidenschaft, die Fischerei, Zeit für Deine Frau, Zeit für Dich selbst und für alles, was wir nicht von Dir kennen. Und schau wieder einmal rein, von Zeit zu Zeit! NS: Walter Kromoser lebt mit seiner Frau Gabi in Fügen am Marienberg, ist Vater zweier erwachsener Kinder und leidenschaftlicher Fischer. Als Tischler der “alten Schule” verstand er sich fantastisch auf alle Maschinen & Anlagen. Er wusste von Motoren und Wellen und konnte eine Fräse in alle …

Last Exit Dubai. Shopping in der Wüste – eine Zeitreise mit dem ACSP

Glanz, Glitzer und an Unheimlichkeit grenzende Ausdehnung. Dubais Shopping Malls zählen nicht nur zu den größten der Welt, auch Anzahl und Dichte laden ein auf eine Reise, die uns in ein anderes Land, in ein vergangenes Jahrhundert und auch ein wenig in die Zukunft führt, bei der wir hoffentlich unseren “Last Exit” nicht verpassen.  Acht Fahrspuren führen durch und hinaus aus der Stadt Dubai in Richtung Abu Dhabi. Links ein sandiges Nichts im gleißenden Sonnenlicht, rechts Hochspannungs- und Funkmasten, Industriebauten. Wir biegen ab zur Raststation „Last Exit“, einem Street Food Truck Park, dessen inszenierte Trostlosigkeit nirgends besser hinpassen würde. Ein Themenparkplatz in dekonstruktiver Hinterhof-Optik. Chickenwings unter Dattelpalmen. Dieser erste Eindruck wird anhalten. Nächste Station „The Outlet Village“. Außen und innen eine nette Kopie des italienischen Städtchens San Gimignano. Enge Gassen führen auf breite Plätze, hinter den Fenstern der steinernen Fassaden locken die großen Brands des Einzelhandels. Das Wolkenspiel der Toskana, grelles Licht und kühle Schatten werden durch eine architektonisch spannende Glasdecke auf die schweren Steinplatten des Bodens projiziert. Die Innentemperatur hält konstant auf Kauflaune, während …

Trend 2019: Küche + Wohnzimmer = neues (T)Raumpaar!

Bei den aktuellen Wohnraum-Planungen wird ab sofort eine verblüffende Offenheit gelebt, die perfekt funktioniert. Was früher hinter Trennwänden verschwand, ist heute echte Symbiose. So haben wir das bei Wetscher in Fügen auch bereits im neuen Poliform-Küchenstudio gezeigt – als Teil der großen Wohnzimmer-Schau. Das neue (T)Raumpaar für das Jahr 2019 steht schon fest: die Küche verschmilzt mit dem Wohnzimmer. Was früher strikt getrennt war, findet jetzt zusammen. Wie in einer echten Liebe wächst hier zusammen, was zusammengehört. Abschied vom „düsteren Gang“ Das war nicht immer so, wie der Schweizer Architekt Peter Zumthor in seinem Buch „Architektur Denken“ eindrucksvoll beschreibt. Im Haus seiner Tante sei er erst durch einen langen, düsteren Gang gelaufen und habe so die Küche, den einzigen hellen Raum, betreten. „Alles in dieser Küche war so, wie herkömmliche Küchen eben sind. Es gab nichts Besonderes an ihr. Aber vielleicht ist sie, gerade weil sie auf diese fast natürliche Weise einfach Küche war, in meiner Erinnerung so sehr als Inbild einer Küche präsent.“ Seele des Wohnens Was Zumthor damit wunderschön offenlegt, ist nicht die …

Möbelmesse Paris- Selbstbewusste Eleganz und die Sehnsucht nach der heilen Welt

Für viele Möbelliebhaber ist es ein zentraler Trendradar im Jahr – die Maison & Objet in Paris zeigte Gegensätze: Struktur und selbstverliebte Dekoration. Nützliches und „Undinge“ selbstbewusst gepaart.  Luxuriös und funktional, radikal dem eigenen Ich zugewandt, die Außenwelt abgrenzend – so entstehen höchst persönliche Illusionen einer heilen Welt. Alles dreht sich um den Bewohner, seine Bequemlichkeit und seine Vorstellung von der Welt, die sich in Farben, Formen, Oberflächen spiegelt. Letzter Tag, schon nach 18 Uhr, Messeende. Regen und eine bis auf den letzten Zentimeter gefüllte Bahn Richtung „Île de France“. Es raucht der Kopf  von den vielen Eindrücken der mehr als 100.000 Quadratmeter großen Messe. Mein Blick wird monoton und fällt auf eine mir gegenübersitzende ältere Frau. Ihr Blick,  ihre ganze Aufmerksamkeit sind gefangen in einem Smartphone, das sie dicht vor ihrem Gesicht hält und von dessen Hülle „Katzenohren“ aufstehen. Die  physiologischen Züge, das runde Gesicht der Frau, zeugen ganz eindeutig von asiatischer Herkunft und würde sie statt ihrer Handyhülle diese spitzen Plastikohren tragen – zumindest eine Nebenrolle im Musical „Cats“ wäre ohne weitere Maske …

Möbel sind das Letzte!

„An interior is the natural projection of the soul“. Einrichtung ist das Spiegelbild der Seele, eine Projektion seiner selbst. Coco Chanel hat es auf den Punkt gebracht: Sich einzurichten bedeutet sein Innerstes preiszugeben. Kümmern Sie sich beim Einrichten daher in erster Linie um sich selbst, um Ihre Vorstellungen und tiefen Wünsche. Fangen Sie bei sich an und lösen Sie sich vorerst von Wohnung, Funktion und Grundriss. Denn „Möbel sind das Letzte!“ Dazu aber später. Sammeln Sie Bilder von Ecken, die Ihnen gefallen, Lieblingsplätzen in Hotels, Restaurants von Reisen und Freunden. Räume, Ecken, Rastplätze, Aussichtsorte, Menschen und Mode, bildliche Emotionen – einfach Kombinationen, die Sie ansprechen. Picken Sie Ihre Lieblingsmomente und -ansichten aus dem Kontext, schonungslos und sammeln Sie. Sammeln Sie Bilder und Inserate aus Zeitschriften (plump herausreißen) und Büchern (besser abfotografieren) und natürlich dem Internet (ohne Rücksicht auf Kosten seitengroß ausdrucken). Legen Sie sich ein kleines persönliches Archiv an, eine Mappe, ganz physisch zum An- und Begreifen. Und sollten Sie im Zweifel sein, ob ein Motiv den Weg in Ihre Sammlung findet: seien Sie gnädig. …

Unterschiedliche Pole, die verschmelzen

Der Dachboden war immer schon der spannendste, emotionalste Raum hier im Wetscher – da haben wir als Kinder gespielt, Anfang der 70iger zwischen den wahnsinnig modernen Möbeln aus Skandinavien und den alten Sparren und Pfetten, denen man die Herkunft und Last ansieht. Der weite Blick von diesem am Talboden höchsten Gebäude war einzigartig, ungewohnt wie diese Möbel, weit weg vom damals allgemein Geschätzten.  Um den Freisinn und die Unabhängigkeit der Nordländer neben ihren Möbeln weiter zu dramatisieren, war eine finnische Sauna aufgebaut – mit Sanduhr, Steinofen und nackten Schaufensterpuppen. Für uns Kinder ein Paradies, ein kleines Tor, ein Fenster zur großen, weiten und noch verbotenen Welt. Dieser Dachboden war damit immer schon ein Ort der unterschiedlichen Pole, an dem Individualität und Verbundenheit, die Lust an der Welt und das Bedürfnis uns vor ihr zurückzuziehen, miteinander verschmolzen. Genau hier wurden auch die für unsere eigene Entwicklung zentralen und wichtigsten Ausstellungen inszeniert – die Ikonen der internationalen Möbelwelt kamen vor dem spürbaren Hintergrund unserer regionalen Wurzeln besonders emotional zur Geltung. Das Wetscher Penthouse spiegelt die Lust an …