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Die Geometrie der Gemütlichkeit – oder wie gelingt der Schritt vom „Ausstellungs-“ zum „Wohlfühlwohnen“?

Die Formel für das eigene Wohnglück ist gleichermaßen komplex wie einfach: Inspirieren erlaubt, kopieren nicht! Drei persönliche Anregungen für das individuelle Gelingen!

Erfolgreiche Hotelarchitektur spiegelt den Zeitgeist, interpretiert massentauglich individuelle Sehnsüchte und beeinflusst so auch immer stärker unseren ganz persönlichen Wohngeschmack. Und doch bleibt Hotelarchitektur an manchen Stellen steril, simuliert lediglich Nähe und Intimität und bleibt so in letzter Konsequenz oft auch kühl. Wahre Gemütlichkeit und Persönlichkeit lassen sich in den eigenen vier Wänden nicht konstruieren – das ganz Besondere lässt sich nur dort atmen, wo sich Geschmack und Stil mit dem Eigensinn und Lebensstil des Bewohners glaubhaft verbinden. Die Formel für das eigene Wohnglück ist am Ende einfach: Inspirieren erlaubt, kopieren nicht!

Moderne Hotelarchitektur mit ihren feinst abgestimmten Inneneinrichtungskonzepten hat sich in der Gegenwart enorm entwickelt. Endlich zur Ruhe gekommen genießen wir ein solches Ambiente mit allen Sinnen – so müsste man wohnen, seufzen wir innerlich. Es sind schöne Räume, die wir bewundern. Atmosphären, die Sehnsüchte einer modernen, und ob der Schnelligkeit auch oftmals überforderten Gesellschaft spiegeln. Die Persönlichkeit und Individualität suggerieren. Und doch am Ende – beim genauen, sensiblen Hineinspüren – auf eigentümliche Weise unnahbar bleiben. So unnahbar wie mir einst eine kurze Begegnung mit Claudia Schiffer bei einer Designmesse in Italien erschien. Eine Ikone – ohne Zweifel! Aber auch zu makellos, um wahr zu sein. Ein Foto, das ich wenig später entdeckte und das das Topmodel in ihrem persönlichen Zuhause zeigte, fügte sich ins Bild. Es war die Perfektion in Reinkultur – aber ohne Spuren ihrer Person. Eine Geschichte ohne wahres Gesicht!

Die vielen schönen, künstlichen Räume, in denen wir uns gerne aufhalten, sprechen uns zwar an – zweifellos. Aber selbst so wohnen – da kommen zu Recht Zweifel. Wie also gelingt der Schritt vom Ausstellungswohnen zu den eigenen vier Wänden?

1. Inspiration

Zum einen natürlich, indem wir uns inspirieren lassen – und genau dafür sind Hotelräume wie geschaffen. Denn hinter erfolgreichen Konzepten steht viel Wissen über Trends, Zeitgeist und davon abgeleiteten gefälligen Interieurs. Wie in einem Brennglas verdichten sich in den aktuellen Hotelatmosphären gängige Wohnsehnsüchte.

Die Sehnsucht nach der Haptik etwa. Kein Wunder, wenn wir unser Handy über 2.500-mal am Tag berühren – da sehnen wir uns statt nach aalglatten nach rauen, rohen, echten Oberflächen. Oder nach der Natur, deren Farben unsere Accessoires und Dekorationen beeinflussen. Oder nach Opulenz, die den Minimalismus längst abgelöst hat. Edelstein, Marmor, Samt und Stuck – es wird mystisch statt minimalistisch.

Und auch vom Stellenwert der Räume lässt sich lernen: Die Lobby ist als Treffpunkt gefragter denn je. Denn wir wollen Gesellschaft, gute Gespräche und Geborgenheit. Boutique-Hotels repräsentieren in ihren Designs diese Trends und dienen uns so als Quelle der Inspiration – für Marken ebenso wie für Besucher.

2. Individualität

Werden wir glücklich, wenn wir die Geometrie der Gemütlichkeit von den schönsten Hotelräumen in unsere eigenen 1:1 übertragen? Sicher nicht! Denn es gibt nichts Privateres als unsere eigenen Räume. Und die Psychologie hat recht, wenn sie sagt:

Die Wohnung ist die Erweiterung unserer Persönlichkeit. So passen wir unsere Wohnatmosphären an unsere Bedürfnisse an, füllen sie mit Erinnerungen und emotionalen Momenten. Erst diese Schritte ergänzen die Wohntrends und machen unsere vier Wände unverwechselbar.

Mit der Entwicklung der eigenen Persönlichkeit entfaltet sich der Lebensstil und damit auch die eigene Wohnart – im eigentlichen Wortsinn: die Kunst des individuellen Wohnens als Spiegel des eigenen, gereiften „Ich“.

3. Die Vermessung unseres Innersten

Mit dem Kopieren der noch so schönsten Räume wird wahrhaftiges Wohnen und Wohlfühlen nicht erreicht. Der Schritt vom Beifall suchenden, schicken „Ausstellungswohnen“ zur ausdrucksstarken Individualität gelingt anders. In dem wir genau hinhören und auswählen: Was wollen wir von unserem Leben, unseren Eigenheiten, unseren Vorlieben, unserem Geschmack, unserer Vergangenheit und unseren Reisen zeigen? Und auch wenn wir noch so modern und dem Zeitgeist entsprechend einrichten wollen, braucht es auch Beständigkeit und Zeitlosigkeit. Dazu gehört Mut, dem Wohnen seinen eigenen Charakter beizumischen, die Zeit, Räume langsam reifen zu lassen und das Widerstehen, dass nicht alles sofort perfekt wie in einem Prospekt sein muss.

Wohnen bleibt immer auch Psychologie – und ein Raum Spiegel der eigenen Seele. Deshalb mein ganz persönlicher Tipp: Auch wenn Sie noch so viel Stil und Lust fürs Wohnen im Herzen tragen, lassen Sie sich auf einen Innenarchitekten ein. Und auf das Abenteuer einer Wohnstilanalyse, wie wir sie bei Wetscher mit vielen Jahrzehnten Erfahrung entwickelt haben. So gelingt in der gemeinsamen Reflexion die Vermessung unseres Innersten – und können noch so verborgene Wohnträume realisiert werden!