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Von einer fest verankerten Prägung – eine Handwerkstrilogie (Teil 3). Exkurs in meine Lebensgeschichte.

Das Wetscher Penthouse ist Spielfläche für kreatives Handwerk und Innenraumgestaltung in Perfektion. Die kürzlich abgeschlossene Neuausstattung hat nicht nur das Erscheinungsbild unserer beliebten Ausstellungsfläche auf das nächste Level gebracht, sondern auch mein Innerstes aufgewühlt.

Anfang der 1970er Jahre waren Maschinen für Tischler noch aus schwerem Stahl, rochen nach Maschinenöl und sichtbare Messer und Sägezähne glänzten bedrohlich scharf. Dicke Stromkabel führten zu feisten Hebelschaltern und waren die mächtigen Motoren einmal angelaufen, fuhren ein Brett oder Balken ein in den Schlund einer Hobelmaschine, dann hörte und spürte man das Dröhnen und die Schwingungen durch den ganzen Gebäudekomplex bis hinauf in mein kleines Zimmer.

Zu Ferienzeiten ein verlässlicher Wecker, der Rauch ging auf im wahrsten Sinne des Wortes. Unbedarft lief ich als Kind stundenlang wie ein Traummännlein zwischen diesen altgedienten Riesen, dem duftenden Holz und den knorrigen Handwerkern herum. Immer wieder wurde mein stilles Beobachten durch das Abfallen eines besonderen Holzstückes belohnt, das damals noch mit mehr Phantasie als handwerklichem Können zu neuer Wertschätzung kam.

Wobei die Faszination immer eine duale war: die Kraft des scharfen Werkzeuges und die schlichte Schönheit des fertigen Möbels, das gerade noch als sägeraues Brett auf der Rampe lag. Der Anblick feiner Linien und gekonnt gesetzter Gestaltung formte damals mein Betriebssystem für Stil und Proportionen. Überall roch es nach Leim und Holz und Lack und volle Werkzeugkästen wiesen in ein Paradies voller Entdeckungen und Möglichkeiten. Was dieses spielerische Erleben mit mir gemacht hat, würde sich in dieser Form niemals gewollt herbeiführen lassen. Alles was ich aufnahm, war für mich spannend und alltäglich zugleich und lehrte mich mit der Zeit sowohl die Wesensart der wortkargen Handwerker als auch der Werkstoffe zu sehen. Ein Keim war gepflanzt, der mich während meiner Ausbildung zum Handwerker und in Folge mein ganzes Leben prägen sollte.

Verliebt in Holz

Wer so viel Zeit zwischen geschnittenen Brettern und halbfertigen Möbeln verbringt, entwickelt eine innige Beziehung zum lebendigen Material Holz. Das zeitgemäße Tischlerhandwerk verarbeitet heute eine Vielzahl von Hightech-Oberflächenmaterialien sowie Glas oder Leder, Textilien oder Beschläge aller Art. Nichts davon kommt an die Bedeutung von Holz heran. Der natürliche Rohstoff hat mich rasch in seinen Bann gezogen. Schon bald kannte ich die verschiedenen Hölzer, konnte im Angriff weiches von hartem Holz unterscheiden. Ich wusste diese Dinge ganz automatisch, niemand hat sie mir erklärt.

Mein Großvater mütterlicherseits hatte eine Autowerkstatt. Die Welt aus Blech und Stahl, die Kälte von Parkplatz und Tankstelle schienen mir damals nicht annähernd so anziehend wie die Atmosphäre in der Tischlerei. Duft und Farbe von satten Hobelspänen, die unglaubliche Schönheit von vor Stolz strotzenden, fertigen Handwerksmöbeln waren meine klaren Berufsberater.  

Der leise Luxus

Was hat dieses Aufwachsen in unserer Tischlerei mit mir gemacht? Die erste Prägung bleibt – irgendwie auch uneinholbar. Das Verwobensein mit dem Handwerk hat in unserer Familie eine Art Sendungsbewusstsein entstehen lassen. Eine Verpflichtung zu Qualität, Präzision, Perfektion, Ästhetik. Mit dem Erlernen eines Handwerks entwickeln sich Eigenschaften wie Geduld, Ausdauer und zumindest bei mir der Blick für die Zusammenhänge.

(R)Evolution 

Und jetzt auf einmal ist alles anders. Die Digitalisierung lässt die Möglichkeiten explodieren. Gerade mit der Eröffnung des neu gestalteten Penthouse fiel es mir wie Schuppen von den Augen: Der auf Geradlinigkeit und Rechtwinkligkeit aufgebaute Maschinenpark, die sich daraus ergebenden, seit Jahrhunderten ähnlichen Formen im Innenausbau, das war gestern. Jetzt gibt es ein digital vermaßtes Raummodell – auf diese virtuelle Wirklichkeit bauen Entwurf und Konstruktion auf. Im Zehntelmillimeter-Bereich. Das ist eine Zeitenwende in der Welt des Handwerks, wo schon jetzt alles irgendwie faszinierend digital ist. Unsere Mitarbeiter haben völlig andere Datenlagen zur Verfügung, was zu völlig anderen Entwürfen führt. Die Form begibt sich auf ein neues Niveau. Für den Innenarchitekten potenzieren sich die Machbarkeiten. Der Tischler bekommt auf einen hundertstel Millimeter genau gefräste Teile, kann sich somit auf sein eigentliches Handwerk konzentrieren. Der Mensch bleibt dabei unersetzlich. Es braucht das Wissen um die Belastbarkeit des Materials, es braucht Geschick und Erfahrung. Ergebnis sind Möbel von noch höherer Qualität – haltbarer, exakter, ästhetischer.

Das Wetscher Penthouse steht in dieser absoluten, handwerklichen Perfektion da. Beim Fotografieren vor einigen Tagen ist mir so richtig klar geworden, wie neu und anders alles ist. Das Penthouse ist unser persönliches Werkstück, nicht bei einem Lieferanten bestellt und eingebaut, sondern selbst gemacht. Es lässt erahnen, wie das Wohnen der Zukunft aussehen kann, es ist ein ganz großes Fenster in diese Zukunft. Über allem steht der tiefe Bezug zum Material, die hohe Qualität im Detail, die Liebe zum Selbstgemachten. Schönheit entwickelt sich aus dem Handwerk heraus. Wiegt man konsequent ab, was gut und echt ist, bleibt das Handwerk die Verbindung zwischen weiter Welt und regionaler Authentizität.

Ein Besuch im Wetscher Penthouse ist ideengebend und inspirierend. Unsere Innenarchitekten freuen sich darauf, Ihnen die Arbeiten der Wetscher Werkstätten sowie das Best of unserer Premiumpartner im Polstermöbelbereich zu zeigen. Und falls Sie unsere Werkstätte interessiert – die zeige ich Ihnen natürlich auch gerne persönlich. Terminvereinbarungen unter martin@wetscher.com